Ich habe mich mit Johannes gegen 10.00 Uhr verabredet. Die Großmütter im Ort haben ihn eingeladen zu einem Picknick am Fluss. Sie möchten ihm, so meine Interpretation, auf diese Weise Ihren Dank für sein Engagement im Ort zuteil werden lassen. Er hat mich eingeladen doch mitzukommen, worüber ich sehr froh bin! Als ich in Jhawani bei Ramchandras Haus gegen 9.30 Uhr nach einer gemütlichen Fahrt über die Dörfer und Felder (ich fühle mich herrlich!) ankomme, ist der gerade dabei sich für die Schule bereitzumachen. Da das Picknick noch etwas Zeit hat, begleiten Johannes und ich Ramchandra in Richtung Schule. Er zeigt mir verschiedene Klassenzimmer, wir treffen Frauen und Männer aus seinem Kollegium und gehen schließlich auch in die Grundschule. Auch dort schaue ich mir verschiedene Klassenzimmer an, spreche mit Lehrern, die gerade den Stundenplan für das neue Schuljahr, welches am Sonntag startet, schreiben und lasse mir Schulbücher zeigen.
Hier gibt es lange nicht so eine Materialschlacht, wie es bei uns häufig der Fall ist, aber die farbigen Schulbücher sind, soweit ich das in der Kürze der Zeit beurteilen kann, ansehnlich, didaktisch gut aufbereitet und ansprechend. In der „Shree Jhawani Secondary School“, der weiterführenden Schule, gibt es sogar einen Computerraum. Auch wenn ich wegen der Ferien keinen Unterricht live mitverfolgen kann, bin ich erstaunt über die guten Bedingungen - klar, die Klassenzimmer sind für 30 Kinder relativ klein, das Mobiliar einfach und außer der Wandtafel, den Schulbüchern und einigen abgegriffenen Rollkarten gibt es kaum didaktische Materialien. Dennoch, ich bin positiv überrascht!
Schließlich machen Johannes und ich uns in Begleitung von Ramchandras Sohn Anjan auf den Weg in Richtung Flussufer.
Dort haben sich ca. 20 ältere Frauen des Ortes unter einem großen Schatten spendenden Baum versammelt und bereiten das Essen vor. Dazu haben sie an drei Stellen ein kleines Loch ausgehoben und mit Steinen eine Auflagefläche für Wokartige Töpfe geschaffen. In den Töpfen kocht über dem Feuer der Reis, das Fleisch von zwei extra geschlachteten Hühnern und ein Gemüse. Derweil schauen wir uns am Fluss etwas um. Etwas flussabwärts baden Jugendliche und springen von dem dort etwas erhöhten Damm in die Tiefe. Etwas oberhalb sind etwa zehn Dorfbewohner mit einem Netz dabei Fische zu fangen. Dazu breiten Sie das Netz aus, bilden ein immer enger werdenden Kreis in dem sie mit Stöcken und Füßen eine Barriere erzeugen und treiben so kleinere und größere Fische in die Falle. Ich lasse mir den Fang zeigen: Vom 5cm kleinen Fischlein bis zum 30cm großen Fisch kommt hier alles auf den Teller.
Schließlich müssen Johannes und ich auf der Picknickdecke Platz nehmen. Jetzt wird das Essen auf den silbernen Platten ausgeteilt. Es ist scharf, schmeckt aber hervorragend. Einzig die Innereien machen mir etwas Sorge...
Nach dem Essen gibt es Raki, den selbstgebrauten Reisschnaps. Da ich mit dem Roller unterwegs bin, lehne ich dankend ab. Johannes hat aber keine Chance. Die Stimmung wird immer ausgelassener und fröhlicher. Anjan taucht plötzlich mit einer Musikbox auf. Zu den indischen Liedern singen und tanzen die Frauen ausgelassen, und wir werden immer wieder aufgefordert mitzutanzen. Zwischendurch singen die Frauen alte traditionelle Tarogesänge (Taro ist die Ethnizität, die hier ursprünglich gelebt hat und lebt.) Es ist eine ausgelassene, fröhliche und friedliche Stimmung.
Ich genieße, beobachte und erfreue mich an der Geduld der Menschen hier, der wohltuenden Gelassenheit, der Einfachheit des Lebens, der Freundlichkeit und Freude der Menschen und nehme diese Eindrücke gegen 15.00 Uhr mit auf meinen Weg zurück ins Hotel.
Dort verbringe ich den Rest des Tages mittagsschlafend, nachdenkend, lesend, schreibend und im Pool schwimmend...
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