Gegen 8.30 Uhr erreichen wir die Baustelle. Gefühlt hat der Staub auf der Piste über die Dörfer nochmal zugenommen. Es gibt die übliche Einführung in die anstehenden Tätigkeiten des Tages. Aber heute ist etwas anders: Rajesch, unser nepalesischer Projektleiter, erklärt uns, dass auf den Tag genau vor vier Jahren das schwere Erdbeben stattgefunden hat. Er war damals gerade mit einer anderen Gruppe Freiwilliger unterwegs, als es passierte. Sie waren zwar in den Fahrzeugen sicher, konnten ihren Dienst damals aber nicht zu Ende führen, weil andere Dinge im Vordergrund standen...
Wir gedenken in einer Schweigeminute nach dem Mittagessen der Opfer, den schwer getroffenen Überlebenden, aber auch allen, die durch ihre Anteilnahme und Hilfe die Situation haben verbessern wollen.
Wir vervollständigen heute das Mauerwerk mit dem Abschluss der siebten Ziegelreihe. Zuvor betonieren wir die Säulen in den Ecken und der Mitte der Mauer auf der langen Seite. Währenddessen kümmern sich einige mit großer Geduld um die Fugen der Außenseite und reinigen das Mauerwerk. Es soll nicht nur sicher sein, das Haus, sondern es soll schließlich auch schön aussehen! Danach ist es unsere Aufgabe die Bewehrung für den Ringanker zu richten. Da es keine Matten gibt, sondern nur Stangenware, muss sämtliches Material gebogen werden. Dabei bedienen sich die Handwerker hier einfachsten, aber wirkungsvollen Hilfsmitteln um das Material zu biegen. Einzig eine Flex mit Trennscheibe kommt zum Einsatz. Wir befestigen schließlich zwei lange Stangen rund ums Mauerwerk mit kleinen Ankern im Abstand von 10 cm miteinander. Dazu verwenden wir dünnen Draht.
Gegen 16.30 Uhr schaffen wir es tatsächlich mit einer Punktlandung alle geplanten Arbeiten fertigzustellen und schlendern erschöpft, aber zufrieden vom Tagwerk zu den Jeeps, die am Dorfrand im Schatten der Bäume auf uns warten.
Bei Rückfahrt ist es mir zum wiederholten Male unangenehm, wenn wir Europäer in den großen Jeeps an Kindern in Schuluniformen, alten Männern und hübschen bunt gekleideten Frauen mit ihren kleinen Kindern vorbeifahren und sie in eine große Staubwolke hüllen. In manchen Orten hat ein Tankfahrzeug den Boden gewässert um genau das zu vermeiden. An manchen Orten entlang des Weges haben die Anwohner Steine oder Baumstämme in die Straße gelegt, um wenigstens das Tempo der vorbeifahrenden Fahrzeuge zu drosseln. Es hilft leider wenig... Zum Glück setzt kurz vor Ankunft im Hotel der ersehnte Regen ein. Welch Labsal für unsere gequälten Lungenflügel und die Bronchien. Als wir im Regen vom Parkplatz zum Hotel laufen, genieße ich die frische, immer klarer werdende Luft und jeden Tropfen Feuchtigkeit auf meiner Haut... Die Sehnsucht nach der klaren Luft des Schwarzwaldes ist in den letzten Tagen größer geworden...
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